Im Frühjahr 2020, als der Lockdown die Kulturschaffenden und ihr Publikum mit voller Wucht getrof­fen hatte, wurde schnell deutlich: Die freie Kulturszene benötigt dringend Hilfe. Gemeinsam mit dem Lübecker Kulturtreibhaus entwickelte die Possehl-Stiftung die Aktion „Kulturfunke“: Sie ermutigt freie Künstler:innen und Kulturschaffende nach vorne zu denken und weiterhin künstlerisch tätig zu sein. In mittlerweile drei Ausschreibungszeiträumen konnten sich solo-selbständige Künstler:innen und Kulturschaffende mit einem Vorhaben um eine Förderung in Höhe von jeweils bis zu 6.000 € bewerben und so ihre Ideen und ihren Schaffensdrang Funken schlagen lassen – „Kulturfunken“.

Unter den 79 ausgewählten Projekten der dritten Förderrunde ist auch der Rätselpfad im Märchenwald.

Ich freue mich, wenn Sie Ihren Kindern ermöglichen können, an der für sie kostenlosen Aktion teilzunehmen, entweder im Rahmen des Kita- oder Schulvormittags oder gemeinsam mit ihren Familien.

Rätselpfad im Märchenwald


Blick hinter die Kulissen - Achtung Spoiler -

Nr. E 21-239 „Rätselpfad im Märchenwald“

Ausgangsidee war es, einen analogen Rätselpfad für den zwischen Ochsenkoppel, Bahnlinie und Claudiusring liegenden Teil des Lauerholzes zu entwickeln. Zielgruppe waren Kinder zwischen drei und zehn Jahren und deren Familien. Der Pfad sollte komplett analog und ohne Spielleiter spielbar sein.

Nach Mittelabruf und Planung machte ich mich im Juli an die Konzeption der Info-/Schatzstation. Zunächst hatte ich daran gedacht, die Karten in eine einfache Flyer-Box an unserem Gartenzaun anzubringen. Das kam mir dann doch aber zu wenig märchenhaft vor und ich entwickelte die Idee, wie ich einen einfachen Ikea-Hocker mit wenig zusätzlichem Material und Farbe in ein ungewöhnliches Möbelstück verwandeln könnte, das auf einer Etage die Karten bereithält und weiter unten den echten Schatz., der die Spieler am Ende des Pfades erwarten würde.

Auch zum Schatz selbst stellte ich erste Recherchen und Überlegungen an. Der Schatz sollte nicht besonders wertvoll sein, trotzdem natürlich eine kleine Besonderheit für die Kinder und möglichst auch mit dem Thema Wald zu tun haben. Goldene Blätter? Cabochons mit Waldmotiven? Mit der endgültigen Entscheidung wartete ich, bis der gesamte Pfad konzipiert war., so dass der Schatz nicht beliebig erscheinen würde.

Als nächstes wollte ich recherchieren wie andere mit der Verbindung Escape-Game/Escape-Buch/Adventure-Buch und Märchen umgegangen sind. Leider musste ich feststellen, dass mich das gefundene und gekaufte Spiele- und Bücher-Material nur in Details überzeugt hat. Die Auseinandersetzung mit dem Gesichteten und selbst Ausprobierten hatte jedoch den ganz klaren Vorteil, dass ich schnell klar hatte, was mich störte und wie ich es nicht machen wollte. Ich wollte Rätsel, die in der Märchenwelt spielen und zwar unseres traditionellen Märchenschatzes a la Grimm. Ich wollte Rätsel und Aufgaben, vor denen die Märchenfiguren in ihrer Welt auch tatsächlich stehen. Die Tauben aus Aschenputtel sollen Linsen sortieren und kein Sudoku lösen.

Es sollten sprechende Tiere sein, die den Kindern die Rätselaufgaben stellen, manchmal die Märchenfiguren selbst (der Frosch), manchchmal dazuerfundene Tiere, die aber durchaus als Nebenfigur im Märchen auftreten könnten (die Katze der Hexe). Es erschien mir wahrscheinlicher, dass man im Wald einer Maus begegnet als den sieben Zwergen und auch glaubte ich, dass die Kinder lieber einer Katze helfen würden als einer Hexe.

Außerdem wollte ich reale Orte auf dem Rätselpfad und die tatsächlichen Gegebenheiten dort mit einem bestimmten Märchen verbinden. Die real erlebbar Welt sollte die Phantasie der Kinder anregen (auch beim nächsten Spaziergang: Weißt du noch, hier war doch die Stelle .) Ich fragte mich: Wer könnte einem hier auf der Bank am Teich begegnen? Wem gehört die kleine Holzhütte? Diese Orte sollten möglichst gut verteilt auf einem Rundweg liegen, der für alle gut machbar ist. Ich machte mich also auf die Suche nach diesen Märchen-Schauplätzen im Wald vor meiner Haustür.

Ich entschied mich für:
1 (ohne Märchen) - Einhorn -
2 FROSCHKÖNIG - Frosch - Spruch auf der Bank am Teich enträtseln
3 BREMER STADTMUSIKANTEN - Hahn, Katze, Hund - welches Tier fehlt?
4 ROTKÄPPCHEN - Wolf - Blumen einer Sorte zählen
5 RAPUNZEL - Eichhörnchen - Märchenlieder singen
6 ASCHENPUTTEL - Taube - schlechte Linsen zählen, Zauberstab finden
7 FRAU HOLLE - Schnee-Eule - Schneeflocken-Formen vergleichen
8 HÄNSEL UND GRETEL - Katze - den passenden Lebkuchenmann finden
9 (ohne Märchen) - Käfer - den richtigen Wegweiser finden, Matherätsel
10 (ohne Märchen) - Spinne - aus 6 Lösungen einen dreistelligen Code ermitteln

Ich fotografierte die realen Orte, um später die sprechenden Tiere und für das Rätsel notwenigen Hinweise per Bildbearbeitungsprogramme einfügen zu können.

Im August konzipierte ich die konkreten Rätsel und Aufgaben. Dann baute und gestaltete ich die Info-/Schatz-Station. und kümmerte mich um die Schätze. Parallel dazu kümmerte ich mich um die Vorbereitung der Aushänge, die auf die Aktion als solches hinweisen sollten.

Anschließend ging es an die konkrete Gestaltung der Karte und der Hinweise. Mit den ersten Entwürfen schickte ich Test-Läufer auf den Pfad. Nach den daraus gewonnenen Erkenntnissen und den nachfolgenden Anpassungen konnte ich das endgültige Format entwickeln und alle Rätsel - und Aufgaben-Aushänge erstellen.

Ende August sprach ich mit dem Revierleiter des Bereichs Stadtwalds / Revierförsterei Lauerholz/Waldhusen und bat um die Erlaubnis, für die Dauer des Projekts (20 Tage) acht laminierte Rätselaufgaben an vier Bänken, der Hütte sowie drei Pfosten des Rittbrookpades zu befestigen. Am 6. September erhielt ich diese Genehmigung.

Gerade kümmere ich mich um die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt. Dabei befasste ich mich ich mich neben den Auftritten im digitalen Raum (theaterbrausepulver.de, kulturfunke.de) auch mit der Kommunikation vor Ort (Bäcker, Bio-Laden, Kirche, Schulen und Kita).

Öffentlicher Veranstaltungszeitraum für Familien ist die Zeit nach den Herbstferien, konkret 22.10. bis 10.11.2021, täglich 8 bis 16 Uhr (Tageslicht, wenig Störung der realen Tiere im Wald). Für Schulklassen, Kita-Gruppen und Gruppen über 20 Personen wird um Absprache gebeten (damit dann auf jeden Fall ausreichend Karten, Stifte und Schätze vorhanden sind).