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Was waren die Ziele? Was waren die Visionen?

Ich habe das Theater Brausepulver gegründet mit der Vision, ein klares, selbstbestimmtes Profil für mein künstlerisches Schaffen zu entwickeln. Ich spürte, dass mir die Ausrichtung auf eine ganz bestimmte Zielgruppe guttat. In den ersten fünf Jahren nach meiner Ausbildung hatte ich sehr viele unterschiedliche Dinge gemacht. Ich habe für Kita-Kinder Theater gespielt, für 6., 7. Klassen, für 3., 4., ich habe regelmäßig Kurse in Akrobatik und Jonglage gegeben und in den Sommerferien Ferienlager betreut und mit organisiert.

Ich habe einfach alles gemacht, womit ich Geld verdienen konnte. So ähnlich war das in der Pandemie ja auch gerade. Und genau wie damals spüre ich jetzt das Bedürfnis, mich zu fokussieren. Was fällt mir leicht, was macht mir Freude, wo gibt es Bedarf, welchen Menschen begegne ich gern, wo empfinde ich das Verhältnis von Einsatz und Ergebnis angemessen? Wäre es möglich, mit einer einzigen, sehr spezialisierten Tätigkeit mein Leben und meine Kreative Neugier zu finanzieren?

Meine Lieblingsvorstellungen waren die englischsprachigen Aufführungen für Schüler der 3. und 4. Klassen des in Berlin 2001 eingeführten frühen Englischunterrichts. Ich mochte die Frechheit dieser Kinder und ihren Mut, sich auf mich, das Theater und die fremde Sprache einzulassen. Sie trauten sich auf die Bühne. Sie hatten sichtlich Freude und machten es mir leicht, selbst auch immer mutiger zu werden und sie immer mehr in das Bühnengeschehen einzubeziehen.

Meine Zuschauer formen bis heute jedes meiner Stücke und machen es besser. Die englische Sprache machte es notwendig, zu reduzieren. Sie machte es aber auch möglich, zu reduzieren. Meine Stücke brauchten nicht sehr viel Text, ließen Raum für Spontanität und Improvisation. Die Anknüpfung an den Englischunterricht machte es auch den Lehrern leicht, Kosten- und Zeitaufwand für das Theater zu rechtfertigen.

Wenn ich an Grundschulen spielte, würde ich mit einem geringeren organisatorischen Aufwand an einem Tag 300 bis 400 € verdienen können (statt 150 bis 200 € für Kita-/Familien-Aufführungen bei Veranstaltern). Ziel für das erste Brausepulver-Jahr war die Entwicklung von drei interaktiven Stücken für den Englischunterricht in den Klassen 3 und 4. Sie sollten gemäß der didaktischen Anforderungen komplett englischsprachig sein. In Berlin war ich damals die einzige, die sich und den Kindern dies zutraute.