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Wer war ich? Was waren die Visionen?

Das Theater Brausepulver habe ich 2003 in Berlin gegründet. Vorher war ich fünf Jahre Partnerin im 1996 von Ingrid Müller gegründeten Theater Skarabäus. Nach fünf Jahren Zusammenarbeit waren wir an unterschiedlichen Punkten unseres Theaterschaffens. Ingrid Müller war seit 25 Jahren Puppenspielerin, ich gerade mal seit fünf. Sie war 46 Jahre alt, ich 34. Wir hatten unterschiedliche Wünsche. Ihre Visionen gingen in Richtung eigener Spielstätte in Berlin, sie wollte es ruhiger angehen lassen.

Ich wollte aufbrechen, unterwegs sein, neue Strukturen und vor allem raus aus Berlin. Ich war genervt von Vorstellungen, die ausfielen, vom Stadtverkehr und den dunklen Räumen, in denen ich spielte. Meine Erwartungen an an mein eigenes Theater waren die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen und mein Profil zu schärfen. Theater Skarabäus war sehr vielfältig und auch Ingrid Müller und ich waren sehr unterschiedliche Spielerpersönlichkeiten.

Im Dezember 2001 hatte ich damit begonnen, nicht mehr ausschließlich in Kulturzentren und Theatern aufgetreten, sondern direkt in den Schulen zu spielen. Das hatte den Vorteil, dass ich mich nicht mehr so sehr um Termine bei Veranstaltungsorten bemühen, einen Spielplan erstellen und anschließend Publikum akquirieren musste, sondern mit einer einzigen Faxaktion an die Schulen genügend Auftritte hatte. Die Schulen konnten dies besser in Ihren Schultag einbauen, es fiel kein Unterricht aus für die Wege zum Spielort.

Ab jetzt schaute nicht mehr nur eine Klasse zu, sondern gesamte Jahrgänge oder mehr. Außerdem wurde es für alle finanziell besser, weil die Gelder für die BVG und 30% für die Veranstalter wegfielen. Meine Stücke waren mobil genug für die Aufführungsbedingungen in den Schulen und ich war sehr gut darin, mich schnell auf die unterschiedlichen Situationen und neue Begegnungen einzustellen. Ich brauchte keine perfekten Bedingungen.

Ich machte auch die Erfahrung, dass ich mich mehr mit den Schulen verband, wenn ich dort zu Gast war, im Theater blieb ich doch oft die eher anonyme Spielerin. Ich mochte diese andere Verbindung mit meinem Publikum und wollte dies weiter ausbauen. Es machte mich außerdem unabhängig von den Berliner Veranstaltern und ermöglichte mir, 2004 nach Schleswig-Holstein umzuziehen und dort in den Grundschulen zu spielen. In 20 Grundschulen, in denen ich in meiner ersten Saison gespielt habe, bin ich immer noch regelmäßig zu Gast.